Strohballen zur Ausfachung im Holzrahmenbau hat neben den sehr guten Wärmedämmwerten den Vorteil, dass hier der Dämmstoff gleichzeiting als Putzträger genutzt werden kann. Hier bietet sich besonders Lehmputz als kostengünstiges und "wohlfühliges" Material an.
Die Ausfachung mit Strohballen ist ohne Weiters in Eigenleistung möglich. allerdings sollte ein grosses Zeitfenster für diese Arbeit eingeplant werden. Vor der eigendlichen Einfachung steht das (Ent)laden und Lagern der Strohballen auf der Baustelle. Da diese Arbeit meist bei gutem Wetter erfolgt, sollten reichlich gekühlte Getränke bereitstehen. In unserem Fall waren 1400 Strohbunde zu bewegen, die teils eingekauft und teils selbst mit einer "Welger AP 51" geerntet wurden.
In den Wänden wurde ausschliesslich mit Roggenstroh gedämmt, da es zum einen trotz der relativ hohen Rohdichte leichter zu handhaben ist und Lemputz besser trägt als z.B Weizenstroh.
In der Decke und im Fussboden kamen Weizen-Strohballen zum Einsatz, welche mit einem unteren und einem oberen 5cm dicken Lehmschlag eingekapselt wurden.
Die typische Wachsschicht auf dem Weizenstroh hemmt die Feuchtigkeitsaufnahme. Das geringere Gewicht bringt statische Entlastung für die Balkenlagen in Decke und Fussboden.
Alle Strohballen sind 49cm Breit und 36cm tief. Die Tiefe der Bunde ist dabei die Stärke der Ausfachung.
Die Strohballen wurden paarweise in die etwa 94cm breiten Fächer eingesetzt und als 8-Pack um ca. 15% in der Höhe komprimieret. Zur Kompression kamen in einer "Labor-Woche" verschiedene, teils selbst konstruierte Werkzeuge zum Einsatz. Als besonders effektiv erwies sich die vom Bauherren konstruierte "Strohkompresse", die zum Kompressions-Aufbau einen "Farm-Jack" Wagenheber mit 150cm Hubweg! und ca. 5 Tonnen Druck benutzt. Die "Farm-Jack"- Kompresse wurde über den gesamten Zeitraum vom Bauherren weiterentwickelt, und ermöglichte es am Ende den kompletten Fussboden mit 210 qm Fläche an einem Vormittag (08:00 - 12.30h) komplett auszufachen.
Die Wände wurden aber grösstenteils klassisch mit Spanngurten, einem Brett und zwei Traversen komprimiert, da die "Farm-Jack"-Kompresse zu diesem Zeitpunkt noch nicht voll ausentwickelt war. Als Nachteil der Spangurtmethode erwiesen sich neben dem Zeitaufwand für die Installation der kompletten Montage (Traversen anschrauben, Spanngurte einhängen und ausrichten, Brettstabilisation währen der Kompression, etc.) vor allem die konstruktionsbedingte geringe Zughöhe. Die Optimierung des Brettes mit einem seitlichen Anschlag zum arretieren beim Nachspannen der Gurte und Stahlrollen an den Flanken brachten zwar einiges an Erleichterung, trotzdem konnte die Methode wegen der vielen nötigen Handgriffe besonders den Bauherren und bekennenden "strukturierten Prokrastinaten" nicht überzeugen.
Nach dem Einbau der Ballen in die Gefachung muss die Dämmung auf die Richtige Wanddicke "gestutzt" werden. Die komprimierten Ballen werden dazu mit der Kettensäge oder einem Heckentrimmer "rasiert". Die Oberflächenstruktur wird durch diesen Arbeitsgang zudem für die Aufnahme des Lehmputzes optimiert.
Auf unserer Baustelle hat sich schnell die Kettensäge als Rasierer durchgsetzt. Wenn stets eine scharfe Kette montiert ist und das Werkzeug in kurzen Abständen mit Pressluft gereinigt wird, ist die Arbeit mit Staubmaske und Schutzbrille in Null Komma Nix absolviert.
Die Rasur des Fussbodens erfolgte mit einer elektrischen Motorsense, auf der ein Rohdungsblatt der Firma Oregon mit Kettensägen-Schliff montiert wurde. Somit konnte die Rasur der 210 qm grossen Fläche ohne Rückenschmerzen und mit sehr geringem Zeitaufwand umgesetzt werden. Das sehr schnell rotierende Rohdungsblatt blieb während der gesamten Arbeit ausreichend scharf, so das keine Zeit mit Nachschärfen verplempert werden musste.
Besonders für das Einpassen der für die Ausfachung demontierten Diagonalstreben hat sich die Kettensäge als bestes Werkzeug etabliert.
"Der Mann, der den Wind der Veränderung spürt, sollte keinen Windschutz, sondern eine Windmühle bauen."
Konfuzius